Der Speiseplan für Zukunft und Klimaschutz
Dass der Ernährungssektor einen entscheidenden Einfluss auf das Klima und die Umwelt und somit auf unser aller Zukunft hat, gilt mittlerweile als erwiesen.
Die Ansätze für ein nachhaltiges Konsumieren sind aber komplex und oft fehlt die Struktur, sein eigenes Verhalten einschätzen und in den globalen, zukunftsorientierten Ansatz einbinden zu können.
Vor allem die Frage, wie wir die 10 Milliarden Menschen welche laut Prognosen ab 2050 auf diesem Planeten leben werden, ernähren sollen, treibt auch Wissenschaftler seit geraumer Zeit um. Hier gibt es erste Ansatzpunkte.
Bereits 2019 wurden durch die EAT Lancet Kommission unter dem Co-Vorsitz von Prof. Walter Willett und Prof. Johan Rockström zusammen mit 37 Wissenschaftlern aus 16 Ländern und den verschiedensten Bereichen – wie bspw. Gesundheit, Landwirtschaft, Politikwissenschaft und ökologische Nachhaltigkeit – evidenzbasierte, globale Ziele für eine gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion entwickelt und in einen Bericht erläutert; die Planetary Health Diet war geboren.
In diesem Strategiepapier wurden die Grundlagen einer nach Klimaschutzaspekten optimierten Ernährung dargelegt und strukturiert aufbereitet, quasi ein Speiseplan für Zukunft und Klimaschutz.
Im Folgenden stellen wir die Grundsätze dieses Ansatzes kurz vor.
Die Planetary Health Diet basiert zum größten Teil auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, verschiedensten Hülsenfrüchten, Nüssen und ungesättigten Fetten.
In Ergänzung gibt es optional kleine Mengen an Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten.
Lebensmittel, die viel Stärke enthalten, bspw. Kartoffeln oder Maniok, sowie Milcherzeugnisse und rotes Fleisch sind kaum bzw. gar nicht vorgesehen, gleiches gilt für Zucker und gesättigte Fette.
Angegeben werden diese Lebensmittel mit Richtwerten in Spannen, die eine flexible Anwendung ermöglichen sollen.
Wir haben am Ende des Artikels eine Übersicht der Empfehlungen zusammengestellt.
Die Expert:innen kamen zudem zum Schluss, dass nur in Kombination von fünf Stategieansätzen das Ziel der globalen Lebensmittelversorgung erreicht werden kann. Dazu zählen neben der Förderung von gesunder Ernährung und ökologischer Landwirtschaft auch Reglementierung der Nutzung von Land und Meer, Reduktion von Lebensmittelabfällen und eine Konzentration auf Artenvielfalt und Qualität in der Agrarwirtschaft.
Kritik an der Planetary Health Diet
Auch wenn es sich hier lediglich um einen theoretischen Ansatz handelt, so scheint er doch auf den ersten Blick umsetzbar und gibt tatsächlich interessante Impulse für die Ausrichtung hin zu einer nachhaltigeren Ernährung.
Jedoch gibt es auch valide Kritikpunkte, die nicht unerwähnt bleiben sollten.
Lokale Gegebenheiten wie bspw. Dürre oder Bodensubstanz werden nicht mit einkalkuliert. So kann nicht jedes Land der Welt in ausreichendem Maße Hülsenfrüchte anbauen, um den Proteinbedarf der Bewohner zu decken.
Außerdem bleiben kulturelle Gewohnheiten, die bei der Ernährung eine zentrale Rolle spielen, weitestgehend unberücksichtigt. In afrikanischen Ländern wird rund sieben Mal mehr Maniok konsumiert als in der Planetary Health Diet empfohlen wird, Maniok stellt aber ein wichtiges Lebensmittel dar, das nicht einfach auszutauschen ist. Auch die Tatsache, dass Hülsenfrüchte fermentiert oder gekeimt verarbeitet werden sollen, bedeutet oftmals eine große Umstellung.
Hinzu kommt, dass es immer noch nicht möglich ist, die Klimabilanz von Lebensmitteln abschließend festzulegen, dazu fehlt es nach wie vor an Messungen bzw. die Ergebnisse können zum Teil stark variieren.
Auch gibt es Kritik an der sehr kohlenhydratlastigen Ausrichtung. Ob Fette oder Kohlenhydrate vom Körper besser verstoffwechselt werden können, ist individuell sehr verschieden, ähnliches gilt für die Aufnahme von Protein aus pflanzlichen oder tierischen Quellen.
Hinzu kommen Stimmen, die eine nicht ausreichende Deckung mit Mikronährstoffen befürchten. Die vorgesehene Menge an 2500 Kalorien wird häufig vor allem bei Frauen nicht erreicht und somit drohen Mängel durch Unterversorgung bei einem Verzicht auf bestimmte Lebensmittel.
Abschließend lässt sich aber festhalten, dass Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Nüsse einen bessere Emissionsbilanz aufweisen als tierische Produkte und zudem als gute Quellen für die meisten Mikronährstoffe dienen.
Vor allem im Europäischen und Nordamerikanischen Raum stellt die Planetary Health Diet daher einen interessanten Ansatz dar, um unser Essverhalten einmal neu zu bewerten und hilft an vielen Stellen bestimmt auch bei der Umsetzung.
Die Grundtendenz weg von tierischen Lebensmitteln hin zu einer stärker pflanzenbasierten Kost macht sowohl aus Sicht der Nachhaltigkeit als auch unter gesundheitlichen Aspekten Sinn, vor allem natürlich, wenn diese Produkte regional bezogen werden.
Wenn es dann am Ende doch öfter mal die Kartoffel vom Landwirt oder der Landwirtin aus der Umgebung ist, spricht absolut gar nichts dagegen!
Hier finden Sie nun die in der Planetary Health Diet enthaltenen Lebensmittel und ihre empfohlenen Konsummengen, in Klammern die flexiblen Spannen.