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Die Auswertung des Testlaufs mit Feldling

Letzten September startete die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln an Kölner Kitas  –  ein Hauptziel des StErn Kita Projektes und somit das Erreichen eines wichtigen Meilensteins. Bevor wir nun im Frühjahr mit einer weiteren Runde der Aufnahme neuer Kitas ins Liefersystem beginnen, hier ein kleiner Rückblick und die Zusammenfassung der Qualitätserhebung.
Zunächst einmal als vierwöchiger Testlauf konzipiert, blieben viele Kitas auch nach Ablauf dieser Zeit dabei.
Bevor wir näher auf die Ergebnisse eingehen, noch ein paar Infos zum Hintergrund.

Regional und Saisonal

Die Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten ist ein zentrales Ziel des StErn Kita Projektes. Die Herausforderung ist es, die Bedürfnisse der Kitas und der Produzierenden miteinander vereinen zu können und so alle Beteiligten gleichermaßen mit einzubeziehen.

Nach ausführlicher Recherche bei Produzierenden in der Region wurde deutlich: um eine regionale Versorgung der Modell Kitas umzusetzen, muss zunächst eine Lösung für die Transport-Logistik gefunden werden.
Aus diesem Grunde haben wir uns mit Feldling, einem Logistik Start-Up aus der Region, zusammengetan.

Das Konzept: Die Kitas bestellen die Waren bis Freitag, Montag morgens wird von den Landwirt:innen geerntet, danach fahren Feldling die Höfe ab und die Ware wird direkt an die Einrichtungen geliefert.

Obst, Gemüse und Kräuter werden von sechs landwirtschaftlichen Betrieben aus Pulheim, Rommerskirchen, Bergheim und Kerpen bezogen – den Regionalitätsradius von 70km, den wir ursprünglich für unser Konzept festgelegt hatten, unterbieten wir damit sogar.

Für die Testphase konnten neben am Projekt beteiligten Einrichtungen auch neue Kitas gewonnen werden. Das getestete Konzept soll in Zukunft auf möglichste viele Einrichtungen in Köln ausgedehnt werden. Es gibt vieles, was für eine Umstellung auf regionale Versorgungsansätze spricht.

Vorteile unseres Konzeptes:

  • Direktvermarktung und wöchentlich neue durch die Produzierenden angepasste, faire Preise
  • Frische und qualitativ hochwertige Ware dadurch Reduktion von Abfall
  • Regionales und somit immer saisonales Angebot
  • Nachhaltig durch Emissionsreduktion (nur ein Transportweg und keine Lagerung)
  • Kontakt zu Landwirt:innen
  • Anforderungen der Einrichtungen an das Angebot kann direkt entsprochen werden (bspw. große Kartoffeln)

Auswertung der Ergebnisse

Schon während des Testlaufs waren wir in regelmäßigem Kontakt mit den Einrichtungen. Um eine nachhaltige Datenerhebung sicherzustellen, haben wir zusätzlich im Nachgang eine Befragung der teilnehmenden Kitas zur Qualitätssicherung durchgeführt. Hier die Auswertung unserer Ergebnisse.

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Warenangebot und Qualität

Lieferprozess

Den Kitas, die Vielfalt als neutral bewertet hatten, fehlten bspw. Südfrüchte. Für einige war der Wechsel des erntereichen Sommers auf den Herbst ungewohnt und schwierig. Viele Kitas haben dies jedoch als Herausforderung betrachtet und versucht, sich umzustellen.

Ansatzpunkte sind bspw. die Einführung neuer Rezepte, Austausch von Zutaten in Bestandsrezepten, Veränderungen beim Rohkostteller, neue Zubereitungsarten und das Schaffen von Lagermöglichkeiten. Das Projektteam stand den Kitas dabei beratend zur Seite.

Bestellprozess

Die Kitas wünschen sich ein festes, stündlich wählbares Lieferfenster und möchten gerne direkt früh morgens beliefert werden.
Das ist mit dem Konzept der frischen Ernte momentan nicht umsetzbar, einige Einrichtungen werden so erst nachmittags beliefert.

Biologische Lebensmittel

Der Mindestbestellwert liegt momentan bei 80 Euro, Vor allem kleine Kitas haben Probleme, wöchentlich für diesen Betrag zu bestellen, bzw. bei einigen Waren sind die Gebindegrößen so groß, dass sie diese aufgrund von fehlenden Lagermöglichkeiten gar nicht bestellen können. Da Feldling nicht kommissioniert, können die Gebinde momentan auch noch nicht verkleinert werden. Wir werden an weiteren Lösungen arbeiten, damit auch kleinen Einrichtungen eine regionale Versorgung ermöglicht wird.

Landwirtschaftliche Betriebe

Das Interesse an nach ökologischen Standards produzierten Waren ist groß, jedoch geben die Budgets selten einen entsprechenden Spielraum her.

Hier ist ein wichtiger Ansatzpunkt für kommunalpolitisches Handeln, sowohl bei der Förderung der ökologischen Landwirtschaft als auch bei der Subventionierung von Kita- und Schul-Essen.

Weiterempfehlung

Nicht nur die Kinder hatten Interesse an einem Hofbesuch, viele Fachkräfte haben danach gefragt. Auch die StErn Kita Fachtagung zum Thema Regionale, Saisonale und Nachhaltige Lebensmittel mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft stieß auf großes Interesse.

Die Einbettung der Entwicklung von regionalen Konzepten in den Kontext der Ernährungsbildung erweist sich als zukunftsfähiger und ausbauwürdiger Ansatz.

Die Kita, die „unwahrscheinlich“ geantwortet hat, konnten mit Bestellmenge und Gebindegrößen nicht weiter dabei sen.
Jede dieser Kitas hat angegeben, dass sie auf eine Lösung hoffen, um später wieder einzusteigen; eine Kita wünscht sich zudem Bioprodukte.

Die unentschlossenen Kitas wollten das Winterangebot abwarten um zu schauen, ob sie eventuell eine Weile aussetzen müssen, bis das Warenangebot saisonal wieder vielfältiger wird.

Fazit und Ausblick

Die Einrichtungen waren besonders begeistert von der Frische und Qualität der Lebensmittel.
Einige planen bei den Bestellungen regelmäßig Schwund durch verdorbene Waren ein, das war mit Feldling nicht notwendig. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zur Einsparung von Emissionen. Jede der teilnehmenden Kitas empfand das Konzept als gelungen und zukunftstauglich.
Unser Ansatz funktioniert auch für die Hauswirtschaftskräfte sehr gut, spontan geäußerte Anforderungen können direkt an die Landwirt:innen weitergegeben und wenn möglich umgesetzt werden. So konnte bspw. der Wunsch nach extra großen Kartoffeln für geringeren Schälaufwand erfüllt werden. 

Nach Ablauf der Testphase entschieden sich lediglich drei Einrichtungen nicht mehr bei Feldling zu bestellen, da die Gebindegrößen und der Mindestbestellwert zu hoch waren; auch diese Kitas würden jedoch zu einem späteren Zeitpunkt gerne wieder mitmachen. Wir haben die zukünftige Abwicklung der Bestandskitas an Feldling übergeben, bleiben aber nach wie vor in engem Kontakt.

Die Kitas wünschten sich zudem Milchprodukte, Eier und Fleisch aus der Region. Dem Wunsch nach Eiern konnte Feldling mittlerweile bereits nachkommen.

 

 

 

Gegen Ende des Jahres haben einige Kitas mit den Bestellungen pausiert, vor allem der Rohkostteller lässt sich in dieser Zeit nur schwer mit saisonalen Produkten bestücken. Diese Einrichtungen planen erneut einzusteigen, sobald wärmere Temperaturen uns wieder mehr Vielfalt auf den Feldern der Region bescheren.

Gesteigerte Wertschätzung

Am meisten freut uns das Feedback bzgl. der Reaktion der Kinder.
Mehrere Kitas berichteten, dass der Rohkostteller beliebter wurde, da die Kinder nun wissen, dass es frisch vom Feld kommt und direkt morgens von Landwirt:innen geerntet wurde. Auch die Probelieferungen neuer Apfelsorten zum Verkosten stieß auf große Begeisterung.

Dieser Brückenschlag zwischen Erzeuger:innen und Konsument:innen ist ein wichtiger Aspekt bei der Etablierung regionaler Versorgungskonzepte. Nicht nur steigt so bei den Kindern die Neugier auf Lebensmittel, es hat noch weitere wichtige Effekte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wissen um saisonale Veränderungen und wetterbedingte Ertragsunterschiede und damit einhergehenden Unterschieden in Angebot und Preis ist den meisten nicht mehr bekannt.
Es ist daher wichtig, Ansätze zur Vermittlung dieser Infomationen zu schaffen und in die Konzepte zur Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten zu integrieren.

Hofbesuche auch für Fachkräfte und die direkte Kommunikation während der Testphase erzeugen Transparenz und Verständnis.
Genauso wie durch den Eigenanbau von Obst und Gemüse steigt die Wertschätzung von Lebensmitteln und wird beiläufig auch an die Kinder vermittelt.

 

stern-kita.koeln